Über Vitamin D wird viel geredet, aber was ist Vitamin D überhaupt? Warum nimmt Vitamin D unter den Vitaminen eine Sonderstellung ein? Wie gut sind wir mit Vitamin D versorgt? Und was Vitamin D und seine Bedeutung für ein starkes Immunsystem.

Was ist Vitamin D?
Unter den Vitaminen nimmt Vitamin D gleich zweimal eine Sonderstellung ein: Zum einen ist es im eigentlichen Sinne weniger ein Vitamin, sondern vielmehr ein Hormon. Zum anderen ist Vitamin D

  • mit Ausnahme des im Darm mikrobiell erzeugten Vitamin B12
  • das einzige „Vitamin“, das unser Körper selbst her- stellen kann. Trifft ausreichend Sonnen- licht – genau genommen UV-B-Strahlung – auf unsere Haut, kann aus einer Form des Cholesterins (7-Dehydrocholesterol) Vitamin D3 gebildet werden.

In sonnenreichen Monaten kann der Vitamin-D-Bedarf über die Eigenproduk- tion in der Haut gedeckt werden, vorausgesetzt, man verbringt viel Zeit im Freien. Da sich ein Großteil der Bevölke- rung aber immer häufiger in Innenräu- men aufhält, kann bei diesen Menschen die Vitamin-D-Produktion oftmals nicht in ausreichendem Maße stattfinden, sodass langfristig ein Mangel entstehen kann.

Aus diesem Grund sollte die Vitamin-D- Aufnahme über die Nahrung nicht unter- schätzt werden, vor allem in den sonnen- armen Jahreszeiten und bei geringem Aufenthalt im Freien. Vitamin D kann in zwei verschiedenen Formen über die Nahrung aufgenommen werden:

  • Vitamin D3 (Cholecalciferol): Diese Form kommt in tierischen Lebensmit- teln vor (und wird in unserer Haut gebildet); häufige Form in Nahrungs- ergänzungsmitteln.
  • Vitamin D2 (Ergocalciferol): Diese Form kommt in pflanzlichen Lebens- mitteln vor.

Beide Formen werden über mehrere Umwandlungsschritte in eine biologisch aktive Form überführt. Hierbei handelt es sich um ein Steroidhormon.

Wie Gut Sind Wir Mit Vitamin D Versorgt?

Wie hinlänglich bekannt, ist die Versor- gungssituation mit Vitamin D in nördli- chen Regionen, jenseits des 40. Breiten- grades, alles andere als zufriedenstel- lend. Besonders in den Monaten von Oktober bis März, wenn die Sonne sehr tief steht, kann unsere Haut hier so gut wie kein Vitamin D3 bilden. Je nördli- cher der Wohnort, desto schlechter ist die Sonneneinstrahlung für die körperei- gene Vitamin-D-Synthese.

Im aktuellen Ernährungsbericht der deut- schen Gesellschaft für Ernährung wird dies bestätigt. Hier wird von einer Studie zur Gesundheit von Erwachsenen in Deutsch- land (DEGS1) berichtet, in der festgestellt wurde, dass insgesamt 61,6 % der Studi- enteilnehmer unzureichend mit Vitamin D versorgt waren (Calcidiol [Vorstufe der hormonellen Wirkform von Vitamin D]- Serumkonzentrationen von < 50 nmol/l).

Auch in den Sommermonaten gestaltet sich die Versorgung mit Vitamin D zunehmend schwieriger. Die Zeit, die im Freien verbracht wird, nimmt mit der modernen Lebensweise ab. Darüber hinaus sorgen Dunstglocken, insbeson- dere in Ballungsgebieten, für eine ver- minderte Sonnenlichteinstrahlung.

Folgende Personengruppen sind beson- ders gefährdet, einen Vitamin-D-Mangel zu entwickeln:

  • Säuglinge und Kleinkinder
  • Ältere Menschen
  • Dunkelhäutige Personen
  • Personen, die Sonnenschutzmittel verwenden
  • Personen, die nur wenig Zeit im Freien verbringen
  • Vegetarier

Wir möchten diese Gesundheitsinforma- tion nutzen, um auf ein Problem des Vitamin-D-Mangels aufmerksam zu machen: Vitamin D hat einen erhebli- chen Einfluss auf das Immunsystem. Bei einem Mangel wird das Immunsystem geschwächt und es kann leichter zu Infektionen kommen, z. B. auch zur Infektion mit Borreliose.

Was Bewirkt Vitamin D In Unserem Immunsystem?

Eine der wichtigsten Aufgaben von Vita- min D ist die Steuerung des Immunsys- tems. Erkennt das Immunsystem einen Erreger, wird vermehrt Vitamin D akti- viert, das im Immunsystem als wichtiger Botenstoff dient. An der Oberfläche der meisten Immunzellen finden sich spe- zielle Andockstellen für Vitamin D, soge- nannte Vitamin-D-Rezeptoren. Dockt Vitamin D hier an, werden die Immun- prozesse in Gang gesetzt. Zum einen ist Vitamin D an der Auslösung der Immun- reaktion beteiligt, indem es die Bildung von Abwehrstoffen aktiviert. Zum ande- ren sorgt Vitamin D dafür, dass es zu keiner Überreaktion kommt und die Immunantwort im Gleichgewicht bleibt.

Fehlt Vitamin D, gerät das Immunsystem aus dem Gleichgewicht und die Infekt- anfälligkeit steigt. Ein schneller und effektiver Kampf gegen schädliche Eindringlinge ist dann nicht möglich, mit der Folge, dass sich beispielsweise Borre- liose-Bakterien einnisten und schwere Infektionen auslösen können.

Umso wichtiger ist es, das Immunsystem im Vornhinein, also präventiv, mit Vita- min D zu stärken. Denn ist das Immun- system stark genug, kann es einem Angriff durch Infektionserreger stand- halten.

Vitamin D hat mehrere Funktionen im Immunsystem:

  • Unterstützung der Erkennung von Krankheitserregern (Bakterien, Viren und Pilzen);
  • Steuerung der Ausschüttung körpereigener Abwehrstoffe, die gegen Bakterien, Viren und Pilze wirksam sind. Infektionen können dadurch verhindert, aber auch bekämpft werden;
  • Herunterregulierung von entzündlichen. Es sorgt dafür, dass sich die Aktivitäten des Immunsystems nicht gegen den eigenen Körper richten;
  • Weitere Funktionen, die bei weitem noch nicht vollständig wissenschaftlich erfasst sind!

Quellen:

  • The anti-borreliae efficacy of phytochemicals and micronutrients: an update, A. Goc und M. Rath, 2016, Therapeutic Advances in Infectious Disease, 3(3-4):75-82
  • In vitro evaluation of antibacterial activity of phytochemicals and micronutrients against Borrelia burgdorferi and Borrelia garinii, A. Goc, A. Niedzwiecki und M. Rath, 2015, Jour- nal of Applied Microbiology, 119(6):1561- 1572
  • Leitfaden Mikronährstoffe Orthomolekulare Prävention und Therapie, E. Schmidt und N. Schmidt, 2004, 1. Auflage, Urban & Fischer Verlag, München, S. 115-124
  • Vitamin-Lexikon Für Ärzte, Apotheker und Ernährungswissenschaftler, K.-H. Bässler, I. Golly, D. Loew und K. Pietrzik, 2002, 3. Aufla- ge, Urban & Fischer Verlag, München, S. 357- 384
  • DGE-Ernährungsbericht, Deutsche Gesell- schaft für Ernährung e.V., 2017, S. 42-46 http://www.vitamind.net/vitamin-d3/ Stand: 17.03.2017